Das Showtraining

Das Training der Scouts

Bei jedem Training bei den Scouts wird die ganze Show komplett einstudiert. Dabei wird die ganze Show in Abschnitte unterteilt. Ein Abschnitt kann z.B. 30 Sekunden der Show oder fünf bis zehn Sets (Figuren) in der Show sein.

Schritt für Schritt

Alle diese Abschnitte werden in den folgenden drei Schritten einstudiert:

  1. Im ersten Schritt wird immer ein Abschnitt ganz ohne Musik eingeübt. Bei diesem Trainingsschritt wird sehr genau darauf geachtet, dass die Figuren genau angelaufen werden und das die Marchingtechnik exakt ausgeführt wird. Weil im ersten Schritt beim Showtraining auch genau auf die Marchingtechnik geachtet wird, braucht man nach dem Warm-Up keine weiteren Trainingseinheit mit M&M Übungen mehr. Diesen Abschnitt wird so oft wiederholt, bis er ohne Musik fehlerlos ist. Manchmal werden Abschnitte ohne Musik über 10 Mal wiederholt. Erst wenn dieser Schritt genau ausgeführt wird, kommt der nächste Schritt.
  2. Im zweiten Schritt wird die Musik für diesen Abschnitt geübt, auf der Stelle ohne Showlaufen. Hier wird genau darauf geachtet, das die Musik korrekt gespielt wird. Passt die Musik, dann kommt der dritte Schritt.
  3. Erst im dritten Schritt wird für einen Abschnitt gelaufen und gespielt. Hier wird nun auf alles geachtet: Genau Figuren, exakte Marchingtechnik und korrekt gespielte Musik. Der dritte Schritt dauert für gewöhnlich so lange, wie die beiden vorherigen zusammen oder manchmal auch deutlich länger.

Ist ein Abschnitt einwandfrei eingeübt, folgt der nächsten Showabschnitt. Der zweite Abschnitt wird wieder in den drei Trainingsschritten trainiert. Sind zwei Abschnitte einstudiert, dann kann man diese zusammgefasst üben. Die beiden zusammengefassten Abschnitte werden auch wieder in den drei Schritten trainiert: zuerst "laufen", dann "spielen" und dann "laufen und spielen".
Jeder Abschnitt der Show wird immer nach dem gleichem Prinzip trainiert.
Erst am Ende des Trainings wird die ganze Show einmal durchgelaufen. Siehe auch die Abbildung.

Der Trainingsablauf

Der Trainingsablauf

Genaues Feedback

Wie eben schon beschrieben wird ein Abschnitt sehr oft wiederholt, eben so lange, bis auch beim letzten der Groschen gefallen ist. Dieser Punkt ist ein wirklich entscheidender Unterschied zu dem Training, was ich kenne. 10 – 20 Wiederholungen für einzelne Showabschnitte, auch wenige Wochen vor dem Saisonhöhepunkte sind gar keine Seltenheit.

Bei jeder Wiederholung gibt der Ausbilder ein Feedback und zwar ein sehr gezieltes Feedback. Nicht: "Der Kreis ist nicht rund oder das ist keine Line". Sondern: "Ihr macht den Kreis schon gut; nur Ihr beiden müsst noch etwas weiter nach draußen, dann ist der Kreis noch besser. Wiederholen wir diese Stelle noch einmal". Dann beim nächsten Durchgang: "Ja, das war schon wieder besser, jetzt bist Du Schmidt noch einen Hauch zu weit draußen. Machen wir es gleich noch mal." Dann beim weiteren Durchgang: "Ja, so stelle ich mir das vor. Lass uns diese Stelle noch ein paarmal wieder holen, damit ihr darin sicher werdet." Wenn sich dann beim weiteren Wiederholen wieder ein paar Ungenauigkeiten einschleichen, dann werden sie sofort angesprochen "Jetzt bist Du schon wieder etwas zu weit zu draußen. Machen wir es noch mal." Die Ausbilder geben jedem Einzelnen direkt und zugleich vorurteilslos ein Feedback. Gerade dieses motivierende und zugleich nutzbringende Feedback bei den Scouts hat mich wirklich beeindruckt.

Zwei Perspektiven

Ich kenne es so, dass ein einzelner Ausbilder für das aktuelles Trainingsprogramm zuständig ist. Dass z.B. ein Ausbilder nur für Stretching zuständig, wiederum ein anderer ist für die Trommler (Percussion) zuständig, ein anderer für die Bläser, das M&M Training wird von einem anderen Ausbilder geleitet und ein ganz anderer studiert die Gesamtshow ein.
Ein bisschen so wie Schullehrer, der eine ist nur für Mathe zuständig, der andere nur für Deutsch und die beiden unterschiedlichen Lehrer sind nie zu gleichen Zeit im Unterrichtsraum.

Diese strikte Trennung gibt es bei dem Scouts Trainingskonzept gar nicht. Ein Ausbilder, der für die Bläser zuständig ist, gibt auch ein Feedback zur Marchingtechnik oder ein Ausbilder für die Trommler schaut auch genau darauf, ob ein Linie auch eine Line ist und kein Bogen.

Was noch entscheidener ist, ist das (meist immer) zwei Ausbilder gemeinsam bei einer Trainingseinheit arbeiten. Während der eine Ausbilder das Gesamte im Auge hat, schaut der zweite auf die Details. Wird z.B. mit allen an der Musikshow gearbeitet, achtet ein Ausbilder auf das Gesamtbild der Show und gibt sein Feedback. Zur gleichen Zeit geht ein anderer Ausbilder herum und gibt den einzelnen Personen sein Feedback (z.B. über Marchingtechnik, Körperausrichtung oder Instrumentenhaltung).

Wenn man es genau nimmt, sind noch viel mehr Ausbilder beim Showtraining, jedoch geht es immer um die beiden Perspektiven: "Gesamtbild und Details". Somit bekommt jeder einzelne Musiker ein doppeltes Feedback, einmal was das Gesamtbild betrifft und einmal für kleine Details.

Ein doppelter Verbesserung für die Showläufer zur gleichen Zeit!

Nicht jeder Verein hat das Glück viele Ausbilder zu haben. Auch die Scouts hatten nur einen Ausbilder, der für die Colour Guard (Fahnenmädchen) zuständig war. Der eine Ausbilder hat es so gemacht, dass er sehr gezielt seine Perspektiv verändert hat. Einmal war er ganz dicht bei den Leuten auf dem Showfeld und hat auf die Details geachtet und sein Feedback gegeben, dann ist er vom Showfeld runter und hat sich von vorne das Gesamtbild angeschaut und sein Feedback gegeben. Durch die vielen Wiederholungen von einzelnen Showabschnitten hatte er auch genügend Zeit dazu, sich beide Perspektiven genau anzuschauen und gezielt sein Feedback zu geben.